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Houblon Des Obeaux: Wenn „alte Bekannte“ sterben


Eigentlich sollte hier wie in den Wochen zuvor eine Vorschau auf das Rennen der Woche im englischen Hindernissport erscheinen. Allerdings fehlt mir nach den Ereignissen des letzten Wochenendes ein wenig die Lust dazu. Denn es war ein trauriges Rennwochenende. Einen kleinen Ausblick auf die Top-Ereignisse des kommenden Wochenendes gibt es dennoch. 

Beginnen wir also mit Houblon Des Obeaux: Der zwölfjährige Wallach kollabierte beim Erreichen des zwölften Hindernisses des London Handicaps, dem letzten Rennen des Tingle Creek Meetings in Sandown. Die Veterinäre stellten Herzversagen fest. Was den Verlust so schmerzlich macht: Er war quasi ein alter Bekannter, der den Kolumnisten seit Jahren begleitet. So wie viele andere Hindernispferde.   
„Er war seit neun Jahren bei uns und ein großer Favorit im Stall“, sagte eine sichtlich aufgewühlte Trainerin Venetia Williams nach dem Rennen. Im November siegte Houblon Des Obeaux noch in Sandown, dort lief er oft sehr gut – bis zu diesem fatalen Unfall. Wenn er seinen bevorzugten weichen Boden hatte, „war er ein großer Krieger, der ohne einen richtigen Kampf nie untergehen würde“.
Er war ein Samstag zum Vergessen: Spektakuläre Stürze gab es in England und Irland einige, die meisten gingen zum Glück glimpflich aus. Mit It's Jennifer starb bei der Veranstaltung in Aintree jedoch ein weiteres Pferd nach einem Sturz.

Tierquälerei sieht anders aus
Nun verletzten sich Pferde nicht nur auf der Hindernisbahn, sondern auch im Training, auf der Wiese oder im Stall. Ein Beinbruch ist für die meisten Pferde nun leider ein Todesurteil. Den Gedanken, dass Hindernisrennen zu gefährlich sind, teile ich überhaupt nicht. Pferde in diesem Sport haben oft eine lange Karriere, Houblon Des Obeaux war bekanntlich zwölf Jahre. So eine sportliche Laufbahn über viele Jahre ist auch eine Form von Nachhaltigkeit. 
Tierschützer, die Pferderennen wegen angeblicher Tierquälerei verbieten wollen, sollten lieber ihr Augenmerk beispielsweise auf Schweine und Hühner legen, die ein viel schlechteres Leben (wenn man das überhaupt so nennen kann) haben und als Billigfleisch bei Aldi, Lidl und co. enden.
Dennoch haben mir die Ereignisse so ziemlich die Stimmung verdorben. Das war schon früher manchmal so, zum Beispiel als Starchitekt im Dezember 2017 in Führung liegend in Cheltenham zusammenbrach und starb. Oder das Grand National 2012, als zwei Pferde starben und das Rennen nicht nur bei Tierschützern stark in der Kritik stand. Danach änderten die Verantwortlichen immerhin die Bedingungen, das Grand National stellt nicht mehr ganz so hohe Anforderungen an Pferde und Reiter.

Cheltenham am Samstag  
Aber das Leben geht weiter. Wettrennen des Tages am Samstag ist der Caspar Caviar Gold Cup in Cheltenham, ein wie jedes Jahr schwer zu entzifferndes Jagdrennen. Vielleicht kann ja Cepage den Schmerz von Trainerin Williams ein wenig lindern, ich hoffe jedoch, dass Brelan D'As endlich mal ein großes Handicap gewinnt. Ein weiterer Höhepunkt ist die International Hurdle (Gruppe 2, 3382 m) mit einem Gast aus Australien. Big Blue ist jedoch nur krasser Außenseiter. Favorit ist Pentland Hills, ein hochtalentiertes Pferd aus dem Quartier von Nicky Henderson. Die Quote ist aber dementsprechend tief. 

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