Direkt zum Hauptbereich

Kein schöner Turf-Tag: Djukon geht, DFB-Akademie kommt


Es gibt so Tage, da wird aus guter schnell schlechte Laune. Heute (Freitag) ist so einer: Mit Djukon, dem St. Leger-Tipp dieser Kolumne, wechselt ein weiteres gutes deutsches Pferd nach Australien. Dann war gestern noch Grundsteinlegung für die neue DFB-Akademie. Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt gerne, wenn der Fußball ruft. Aber ob sie weiß, das auf dem Gelände vorher die Galopprennbahn in Frankfurt-Niederrad war? Es wird ihr egal sein.

Ich hatte schon so Befürchtungen nach dem St. Leger vor zwei Wochen: Denn der hochtalentierte Steher und Leger-Zweite Djukon passt in das Kaufschema australischer Besitzer. Ein Pferd, das nach oben noch Luft hat, auf dem Papier der ideale Kandidat für das Spektakel Melbourne Cup. Kein Vorwurf an Besitzer und Züchter Frank Janorschke, die Verdienstmöglichkeiten für Steher in Deutschland sind eher limitiert. Es gibt keine Zahlen, was die neuen Besitzer zahlen, aber das Angebot wird lukrativ gewesen sein. Aber wieder verlässt ein gutes Pferd Deutschland, der Sport wird dadurch ein weiteres Stück ärmer. Gefühlt läuft derzeit jedes halbwegs talentierte Pferd mit Stehvermögen in Australien. Irgendwann macht der Letzte in Deutschland das Tor zu. Es ist ein Trauerspiel.
Gleiches gilt für den Deutschen Fußballbund und seine neue Akademie, denn dafür musste die Galopprennbahn in Frankfurt-Niederrad weichen. Sinn und Zweck des 150 Millionen Euro teuren Projekts erschließen sich dem Kolumnisten immer noch nicht. Jeder Profi-Verein hat ein Nachwuchsleistungszentrum, in denen unzählige junge Spieler ausgebildet werden. Und dann gibt es ja noch die – zugegeben weniger glamourösen – Sportschulen der Landesverbände. 

Frankfurt und der DFB
Das sehen der DFB und sein Vizepräsident bekanntlich anders. Von einem „Jahrhundertprojekt“, sprach Rainer Koch.
„Wir wollen auch 2034 wieder Fußball-Weltmeister werden und schmieden hier den Bund für die Zukunft. Dieser Baukomplex soll das gemeinsame Band werden zwischen allen, die im Fußball tätig sind.“ Koch dankte zudem Frankfurts OB Peter Feldmann wegen dessen „Beharrlichkeit“
„Frankfurt ohne Fußball und ohne den DFB ist nicht vorstellbar“, schleimte Feldmann dann auch zurück. Es war die Frankfurter Politik, die dem DFB den Standort auf dem Gelände der Galopprennbahn in Frankfurt-Niederrad präsentierte. Das so eine jahrelange Tradition zu Ende ging und Frankfurt eine Attraktion verlor, war den Verantwortlichen egal. Sie überstanden einen Bürgerentscheid zur Rettung der Rennbahn. Doch Widerstand gibt es immer noch.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

In Swoop der Held des Tages im Derby

Das persönlich Wichtigste zu Beginn: Der Kolumnist hat den Sieger im Deutschen Galoppderby in Hamburg-Horn gewettet. In Swoop und Dicaprio waren meine Derbywetten, für letzteren war der Boden nicht weich genug. Doch Erstgenannter kam durch das Feld „geflogen“ und überrannte noch Torquato Tasso und Grocer Jack. Ein wenig habe ich beim Sieger auch an Trainer Jean-Pierre Carvalho gedacht: Denn der trainierte im letzten Jahr die Schlenderhaner Pferde und eben diesen In Swoop . Doch dann kam das Ende der Schlenderhaner Trainingsanlage in Bergheim, der spätere Derbysieger wechselte mit anderen Stallgefährten (unter anderem Alson ) nach Frankreich und jetzt betreut ihn Francis-Henri Graffard. Wäre alles beim Alten geblieben, hätte Carvalho einen Derbysieger trainiert. Dass In Swoop einiges kann, hatte der Hengst schon bei seinem dritten Platz im Prix Du Greffulhe (Gruppe 2) bewiesen. „Dort lief er wie ein Pferd, dem die längeren 2400 Meter in Hamburg liegen könnten. Kann mitmischen“,

Vieles passt für Dicaprio

Es gab Zeiten in diesem Rennjahr, da dachte ich, dieses Deutsche Derby 2020 wird eine ganz langweilige Angelegenheit. Weil Wonderful Moon seine Rennen so souverän gewann und er damit ganz klar in die Favoritenrolle am 12. Juli in Hamburg-Horn rückte. Doch das Union-Rennen hat manches ein wenig gerade gerückt. Auch sonst ist es ein Derby mit vielen Chancen in diesem Corona-Jahr, in dem so viel anders ist. Starter und Chancen im Derby 2020   Wonderful Moon (Stall Wasserfreunde/Trainer Henk Grewe/Jockey Andrasch Starke): Musste in der Union gegen den sich   tapfer wehrenden Grocer Jack im Kölner Regen richtig kämpfen, er gewann „nur“ mit einer drei-Viertel Länge. Vorher war er der eindeutige Primus des Jahrgangs, Natürlich bleibt der Sea The Moon-Sohn nach allen Vorformen Favorit, aber unbesiegbar scheint er nicht.   Formen auf weichem/schwerem Boden: weich (w)1, w2 Grocer Jack (Dr. Christoph Berglar/Trainer Waldemar Hickst/Jockey Marco Casamento): Kontinuierlich verbessert

Fünf Handicap-Aufsteiger aus Deutschland und England

Sie marschieren durch die Handicaps und nach jedem Erfolg fragt sich der Beobachter, ob noch weiter Luft nach oben ist. Fünf Handicapper, die mit ihren Erfolgen für Aufsehen in England und Deutschland sorgten: King’s Advice, Timoshenko auf der Insel, Mockingjay, Bolt Phantom und Lover Boy in Deutschland. King’s Advice (Trainer Mark Johnston) Es war der achte Sieg beim neunten Saisonstart 2019: King’s Advice triumphierte auch im mit 100000 Pfund dotierten Qatar Summer-Handicap über etwas mehr als 2800 Meter. Outbox war ein hartnäckiger Gegner, der Rest des gutklassigen Feldes folgte schon mit etwas Abstand. Treue Leserinnen und Leser dieser Seiten kennen dieses Pferd natürlich. Einst in Deutschland trainiert von Andreas Wöhler, hat der Wallach in der Obhut von Trainer Mark Johnston noch mal deutlich zugelegt. Der Frankel-Sohn läuft gerne von vorne und wenn erst mal an der Spitze sind, dann kommen die Gegner nur schwer vorbei. Besonders, wenn der grandiose Joe Fann