Das Beste kommt zum Schluss: Der Champions Day am Samstag in
Ascot ist noch mal ein Höhepunkt der englischen Flachsaison. Fünf Top-Rennen,
dazu ein schwer zu knackendes Handicaps als sechstes Rennen – es wird spannend und hochklassig. nurpferdefussball blickt auf die fünf Top-Rennen der Veranstaltung.
Sehr gute Nachricht: Die großartige Enable hängt noch eine
Saison dran und wird auch noch mit sechs Jahren laufen. Ich finde die Entscheidung von Besitzer Khalid Abdullah richtig.
Der Sport auf der Flachen braucht Stars, Enable ist eine der Top-Athleten, immer noch Top-Klasse und Trainer John Gosden und sein Team werden dafür
sorgen, dass sie nur in bester Verfassung an den Start kommen wird. Viele
beklagen immer, dass Flachpferde zu früh in die Zucht gehen. Hier ist das
Gegenbeispiel – und das ist gut so.
Und damit kommen wir zum Champions Day, eine der besten Erfindungen des britischen
Rennsports der letzten Jahre: Enable ist nicht am Start, dafür aber schickt
Trainer John Gosden genügend andere starke Kandidaten in die Rennen. Die
Buchmacher fürchten schon wieder, dass Frankie Dettori, Reiter Nr. 1 im
Quartier, erneut groß abräumen wird. Allerdings hat es kräftig
geregnet in England und zumindest für Freitag sind weitere Schauer angesagt.
Der Boden wird mindestens weich sein, wahrscheinlich auf der geraden Bahn sogar
schwer. Unsere Vorschau der einzelnen Rennen.
Qipco British Champions Sprint Stakes
Advertise (der Ritt von Frankie Dettori) und Hello Youmzain
teilen sich die Favoritenrolle, stark gefragt im Vorfeld sind zudem One Master
und der irische Gast Make A Challenge. Advertise kennt auf Sprintdistanzen in
diesem Jahr nur großartige Formen, zwei Gruppe 1-Siege (unter anderem im
Commonwealth Cup) und ein zweiter Platz untermauern dies. Auf so weichem Boden
ist er jedoch noch nie gelaufen. Hello Youmzain war im Commonwealth Cup hinter
Advertise, siegte dann jedoch im Haydock Sprint Cup gegen The Tin Man auf
weichem Boden. Ein Pferd mit weiterer Luft nach oben.
One Master zeigt seine
besten Formen im Prix de La Foret (Gr.2), den er zweimal beim Arc-Meeting in
Longchamp gewann. Zuletzt auf sehr weichem Boden, über 1200 Meter in Top-Klasse könnte er es schwer haben. Make A Challenge ist ein interessanter
Herausforderer aus Irland, der die Top-Sprint-Handicaps dort dominierte. Form
auf weich bzw. weich-schwerem Untergrund hat er, jetzt muss er einen weiteren Sprung
schaffen.
Im letzten Jahr siegte auf weichem Boden Sands Of Mali als
28:1-Chance. In diesem Jahr zeigte die schnelle Stute wenig Form,
lief auch nur drei Mal. Cape Byron hat in dieser Saison dreimal in
Ascot triumphiert, unter anderem im Wokingham Handicap. Auch der Wallach kann
weichen Boden.
Tipp Hello Youmzain
Qipco British Champions Long Distance Cup
Alles spricht für Stradivarius mit Frankie Dettori. Seit zehn Starts ist der Hengst aus dem Gosden-Quartier ungeschlagen über die
Langstrecken, seine letzte Niederlage kassierte er ausgerechnet in dieser
Prüfung vor zwei Jahren, als er Order Of St. George und dem späteren
Wöhler-Schützling Torcedor knapp unterlag. Auf Boden weich hat er bereits
gesiegt. Die Gegner? Kew Gardens war zuletzt Zweiter im irischen St. Leger, die
längere Distanz könnte ihm sogar entgegenkommen. Dennoch müsste er sich weiter
verbessern.
Noch mehr steigern müsste sich Royal Line, Stallgefährte von
Stradivarius und trotz seiner fünf Jahre relativ wenig geprüft. Die Distanz ist
zudem Neuland. Withold ist ein typisches Roger Charlton-Pferd: Immer sehr gezielt
in großen Handicaps eingesetzt und einige Mal schön gewonnen. Aber auch er
müsste noch mal gewaltig zulegen. Ob der Boden passt, ist zudem fraglich.
Tipp Stradivarius
Qipco British Champions Fillies & Mares Stakes
Auch hier stehen Dettori und Gosden in der Favoritenrolle.
Star Catcher ist eine großartig gesteigerte Stute, die in dieser Saison nichts
falsch gemacht hat. Erfolge in den Ribblesdale Stakes in Ascot, den Irish Oaks
in The Curragh und zuletzt im Prix Vermeille in Longchamp sind beste Referenzen,
zumal die Sea The Stars-Tochter auch weichen Boden kann. In Ascot, Irland und
Frankreich war Star Catcher dreimal vor der O’Brien-Stute Fleeting, die sie
heute wiedertrifft. Diese lief vor zwei Wochen beim Arc-Meeting im Prix De
L’Opera ein ganz starkes Rennen auf sehr weichem Boden, als sie nur Villa
Marina unterlag. Dennoch scheint eine Formumkehr schwer vorstellbar.
Vielleicht
ist Anapurna, ebenfalls aus dem Gosden-Stall, eine stärkere Gegnerin. Die
Frankel-Tochter siegte fast Start-Ziel in den englischen Oaks, pausierte dann
bis September, hatte beim Comeback in Longchamp keine Chancen gegen Star
Catcher, gewann dann aber überzeugend den Prix De Royalieu (Gruppe 1) beim
Arc-Meeting. Sie mag weichen Boden und könnte noch Reserven haben.
Frische Doppelsiegerin aus Irland ist Tarnawa, die
Gegnerinnen am Samstag sind aber deutlich stärker. Delphinia ist eine durchaus
beständige Stute aus dem Aidan O’Brien-Quartier, die zuletzt Zweite hinter
Anapurna war. Aber ein Gewinnertyp ist sie nicht.
Das „dunkle“ Pferd im Wettmarkt heißt Antonia De Vega. Sie war
erst einmal vier Mal am Start, gewann drei davon, zuletzt beim einzigen Start
in dieser Saison in einem Listenrennen in Newbury. Trainer Ralph Beckett hat
derzeitig blendende Stallform, die Stute kann weichen Boden und könnte der
Joker sein. Aber sie müsste sich nochmal gewaltig verbessern.
Tipp Anapurna
Queen Elizabeth II Stakes
Im Mai siegte The Revenant in der Badener Meile, danach
folgte beim nächsten Start am 5. Oktober ein überlegener Erfolg im Prix Daniel
Wildenstein in Longchamp. Es war der sechste Sieg in Serie, der Schützling von
Trainer Francis-Henri Graffard kommt als klarer Favorit in den Queen Elisabeth Stakes II
an den Ablauf. Der Dubawi-Sohn, zweijährig trainiert von Hugo Palmer in England, ist einer
der Aufsteiger der Saison und hat auf weichem bzw. schwerem Boden triumphiert.
Zu diesem niedrigen Kurs ist er für mich jedoch nicht wettbar.
Es ist eine schwer zu entziffernde Prüfung: Da kommt
immerhin der englische 2000 Guineas-Sieger Magna Grecia an den Start, der beim
nächsten Start in den Irish 2000 Guineas dann enttäuschte und danach pausierte.
Form auf gut bis weichen Boden ist da, nach der Bestform müsste er siegen, wenn er den Boden kann. Benbatl aus dem Godolphin-Quartier belegte im Oktober 2018
Platz 2 in Australien hinter Winx und distanzierte dann beim Jahresdebüt im
September in den Shadwell Joel Stakes (Gr.2) King Of Comedy. Auf schwerem Boden
hatte er beim einzigen Start keine Chancen.
Lord Glitters große Stunde schlug im Juni in den Queen Anne
Stakes, als er in der Gruppe 1-Prüfung
in Ascot als 14:1-Schuss triumphierte. Danach war er in bester
Gesellschaft zweimal chancenlos.
Vielleicht kommt der Sieger ja von den
Dreijährigen mit Potenzial nach oben. King Of Comedy war zuletzt als Favorit
hinter Benbatl und enttäuschte, vorher konnte er aber überzeugen. King Of Change war Zweiter in den
Englisch 2000 Guineas hinter Magna Grecia, es folgte ein leichter Sieg im
September in einem Listenrennen. Vielleicht kann er ja
überraschen, falls er den Boden kann. Farhh, sein Erzeuger, konnte weichen Untergrund.
Tipp King Of Change
Qipco Champion Stakes
Magical ist ein wunderbares Pferd, das in ihrer tollen Karriere nur an Enable verzweifelte. Jetzt ist die Superstute nicht unter den Gegnern und
damit ist Magical eine würdige Favoritin. Platz 5 im Arc könnte aber Kraft gekostet haben, die
Vorstellung in den erfolgreichen Irish Champion Stakes beeindruckte sehr.
Vielleicht aber macht ihr eine andere Stute aus dem Gosden-Stall das Leben
schwer: Coronet unterlag im letzten Jahr in den British Champion Fillies &
Mares Stakes Magical, kommt in diesem Jahr in sehr guter Form nach Ascot. Der
weiche Boden sollte kein Problem sein. Es wird der letzte Start von Coronet
sein.
Addeybb wird immer hoch gehandelt, war teilweise sogar im Vorfeld Favorit, aber
seine Gruppe 1-Leistungen waren immer schwach. Deidre aus Japan gewann die
Nassau Stakes (Gruppe 1) in Goodwood, allerdings auf gut bis festem Boden. Das
war ihre beste Form in Europa. Ob sie auf weichem Untergrund ähnlich gut ist,
scheint fraglich.
Tipp Coronet
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