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Duell der Giganten: Altior gegen Cyrname


Die englische Hindernissaison nimmt so langsam Fahrt auf. Mit Altior, Cyrname und Bristol De Mai laufen am Samstag drei der besten Pferde der letzten Jahre. Altior und Cyrname treffen in der Christy 1965 Chase in Ascot (15:05) aufeinander, Bristol De Mai strebt etwa eine Stunde später in der Betfair Chase in Haydock seinen dritten Erfolg dort an. Unsere Vorschau. 

Vorweg: Beide Prüfungen sind eher etwas zum Schauen denn zum Wetten. In Ascot laufen fünf Pferde, in Haydock kommen sogar nur vier Teilnehmer an den Start. Im Mittelpunkt in der Christy 1965 Chase stehen ohne Zweifel Altior und Cyrname. Ersterer, trainiert von Nicky Henderson, ist das Ausnahmepferd der Branche. 20 Siege bei 22 Starts lautet die fast perfekte Bilanz, die beiden Niederlagen gab es in National Hunt-Flachrennen zu Beginn seiner Karriere. 
In Jagd- bzw. Hindernisrennen ist der neunjährige Wallach noch ungeschlagen. Er gewann alle Top-Rennen über zwei Meilen der letzten Jahre: Arkle Chase in Cheltenham, zweimal die Champion Chase ebenfalls in Cheltenham, dreimal die Celebration Chase in Sandown. Meist siegte er souverän und locker. Jetzt geht es jedoch über 4231 Meter und da ist natürlich die Frage, wie er über die längere Distanz zurechtkommt. Trainer Henderson glaubt sogar, dass Altior ein Kandidat für die King George Chase (4828 Meter) in Kempton ist. „Stayed on well“ stand bei den letzten Formen, aber ob es für die längere Strecke reicht?
Nicky Henderson hat seine Pferde derzeit gut in Schuss, bei seinem Kollegen Paul Nicholls läuft es hingegen noch nicht so gut. Aber Cyrname aus dem Nicholls-Stall wird jede Distanz-Schwäche Altiors nutzen. 
Der siebenjährige Wallach war eine der Entdeckungen der letzten Saison. Dabei war der Start noch reichlich stotternd (unter anderem Platz 7 in einem Class 2-Handicap in Ascot). Doch über längere Distanzen entpuppte sich Cyrname als anderes Pferd: Zuerst distanzierte er die Gegner mit 21 Längen im Bet 365 Handicap in Ascot, dann triumphierte er in den Betfair Ascot Chase hochüberlegen über Bahn und Distanz. Zumindest da schlug er gute Gegner wie den Stallgefährten Politologue
Nach Aussagen seines Trainers war diese Verbesserung eine „reine Kopfsache“, nachdem er in den Rennen vorher immer seine Energie an der Spitze verschwendet hatte. Gegen diese Giganten werden es Top Notch (in Bestform allerdings nicht zu unterschätzen), Keeper Hill und Solomon Grey schwer haben.
Wer gewinnt? Schwer zu sagen. Ich bin immer ein wenig skeptisch, wenn Pferde in der Distanz hochgehen. Trainer Henderson ist allerdings ein erfahrener Mann, der seine Pferde gut kennt. Und deshalb tendiere ich eher zu Altior. Auch die Experten der Sporting Life sind sich da nicht einig. 

Frodon kann überraschen
Im Mittelpunkt der Betfair Chase am Samstag in Haydock steht natürlich Bristol De Mai. Zum dritten Mal nach 2017 und 2018 möchte er das Rennen gewinnen, in dessen Siegerliste viele illustre Namen wie Kauto Star (4-mal erfolgreich), Cue Card (3 Erfolge) und Silviniaco Conti (2 Siege) stehen.
Mehrfach-Sieger sind also keine Seltenheit und Bristol De Mai aus dem Nigel Twiston-Davies-Stall passt in diese prominente Gesellschaft. Vor zwei Jahren distanzierte er Cue Card mit 57 Längen, 2018 waren Native River und Thistlecrack – wie Cue Card alle aus dem Colin Tizzard-Quartier – ohne Chancen. Wie so häufig in dieser Jahreszeit hat Twiston-Davies sein Quartier gut in Schuss. 
Auch 2019 kommt der stärkste Gegner aus dem Tizzard-Stall: Lostintranslation war im letzten Jahr ein Top-Novice, scheiterte in der JLT Novices Chase nur an Defi Du Seul und siegte dann in der Betway Mildway Novices‘ Chase (Grade 1) in Aintree gegen den RSA Chase-Sieger Topofthegame. Das sind handfeste Referenzen und auch der Saisonauftakt in Carlisle gegen Count Meribel fiel überzeugend aus. 
Frodon ist aber nicht zu unterschätzen. Der Wallach beschleunigte maßgeblich die famose Karriere der Bryony Frost in der letzten Saison. Wenn ich den Erfolg der beiden in der Ryanair Chase 2019 sehe, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut. Das Jahresdebüt war eher mäßíg, aber der kampferprobte Wallach wird sich in Haydock verbessert vorstellen. Außenseiter ist hingegen Ballyoptic, Stallgefährte von Bristol De Mai. Ein gutes Pferd, zuletzt zweimal in Serie erfolgreich, aber dennoch steht er noch ein wenig unter den anderen Drei. 

Tipp: Frodon ist einen Versuch wert. Auch wenn Bristol De Mai und Lostintranslation die vielleicht stärkeren Steher sind.

Eine ausführliche Vorschau gibt es auf Racing TV

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