Direkt zum Hauptbereich

Santini die Wahl im Gold Cup



Die Tipps für den dritten und vierten Tag des Cheltenhams Festivals: Mister Fisher und Frodon sind die Empfehlungen für den Donnerstag, Latest Exhibition und Santini die besten Tipps für den Freitag.
  
Was den Zauber Cheltenhams ausmacht und was ein Sieg dort bedeutet, dafür gab es am ersten Tag ein tolles Beispiel. The Conditional hatte gerade die Ultima Handicap Chase gewonnen, es war der erste Erfolg für Trainer David Bridgwater während des Festivals. Im Interview danach konnte er seinen Erfolg noch immer kaum fassen.  „Es ist unglaublich“, sagte er. „Wenn du diese Pferde kaufst, denkst du okay, aber viele sind dann doch nicht gut.“ Aber andere geben sieben oder achtmal so viel Geld für Pferde aus, „deshalb ist das großartig“.
Bridgwater gehört nicht zu den Großen wie Henderson, Nicholls oder Mullins. Er  trainiert ganz in der Nähe von Cheltenham, seine Pferde sind meist in den unteren Handicaps unterwegs. Einmal hatte er einen besseren Kandidaten: Der ehemalige Jockey betreute den großartigen The Giant Bolster (eines meiner Lieblingspferde aller Zeiten und ein Pferd mit deutschen Wurzeln). Dieser war Zweiter, Dritter und Vierter im Gold Cup zwischen 2012 und 2014.
Ganz großes Kino war auch das Interview, das Lydia Hislop von Racing TV mit Brendan Powell, dem Jockey von The Conditional, führte. Powell musste in den letzten Jahren einige Tiefs verkraften, dieser Erfolg nahm ihn sichtlich mit. Es sind diese Momente, die bleiben. Unsere Tipps für die nächsten zwei Tage. 

Marsh Novices‘ Chase (Donnerstag): Mister Fisher
Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Faugheen. Das Publikum in Cheltenham wird ausrasten, wenn dieser ehemalige Champion Hurdle-Gewinner und inzwischen 12-Jährige in der Marsh Novices‘ Chase triumphieren würde. Die Form des Germany-Sohnes gibt ihm alle Chancen, bislang hat er in Jagdrennen alles richtig gemacht. 
Die Konkurrenz ist jedoch gut: Itchy Feet imponierte zuletzt in der Grade 1 Betway Scilly Isles Novices‘ Chase in Sandown; Melon enttäuschte zwar zuletzt, läuft in Cheltenham aber meist gute Rennen (ohne zu siegen); Samcro mag zwar nicht der Superstar sein, für den ihn einst viele hielten, aber er wird sich deutlich verbessert vorstellen. Mein Tipp ist aber Mister Fisher: Seine beiden letzten Starts gewann er souverän, ist Bahn- und Distanzsieger, noch wenig geprüft und sollte noch einige Reserven haben. 

Ryanair Chase (Donnerstag): Frodon
Im letzten Jahr triumphierte Frodon mit Bryony Frost und sie rockten die Bahn. Ein Rennen später hatte dann Paisley Park in der Stayers Hurdle die Nase vorn und die Stimmung explodierte noch einmal. Paisley Park ist am Donnerstag wieder klarer Favorit, doch kann Frodon sein Husarenstück wiederholen? Je weicher der Boden, desto besser.
Die Gegner in der Ryanair Chase sind 2020 deutlich stärker. Min etwa ist auf seiner besten Distanz unterwegs und sehr formbeständig. A Plus Tard ist ein gewaltig verbesserter Schützling von Henry de Bromhead, der noch Reserven haben könnte. Für mich kein großes Wettrennen, Frodon ist eine Entscheidung des Herzens.  

Albert Bartlett Novices‘ Hurdle (Freitag): Latest Exhibition
Erst seit 2005 gibt es dieses Steherrennen für die Nachwuchshürdler, der Kolumnist hatte in dieser Prüfung schon einige schöne Wetterfolge: Brindisi Breeze (siehe Video) Martello Tower und Unowhatimeanharry etwa. Und 2020? Ramses De Teillee ist ein interessanter Kandidat mit einer etwa anderen Vita. Er ist bereits acht Jahre alt, lief im letzten Jahr im Grand National und war Zweiter im  Welsh Grand National. Also viel Erfahrung in Jagdrennen, die letzten Hürden-Formen waren auch ganz ordentlich und an mangelndem Stehvermögen wird er definitiv nicht scheitern. Andererseits könnte es für ihn schon etwas zu kurz sein. Thyme Hill, Monkfish, Harry Senior und Fury Road sind interessante Nachwuchspferde, aber mein Mumm ist schon seit Wochen Latest Exhibition. Er hat die letzten zwei Rennen gewonnen, besonders die letzte Form aus Leopardstown war beeindruckend.


                              
Magners Cheltenham Gold Cup (Freitag): Santini
Immer noch das Rennen mit dem größten Prestige: Die Iren sind stark vertreten mit Vorjahressieger Al Boum Photo, dem aufstrebenden Delta Work, dem enigmatischen Presenting Percy (im letzten Jahr immerhin Gold Cup-Favorit) und Kemboy. Letzterer war 2019 im Gold Cup mein Tipp, fiel aber früh und siegte später in Aintree und Punchestown. Die aktuellen Formen überzeugen aber nicht. Meine Favoriten kommen aus England: Lostintranslation, den Flop im King George wird er schnell gutmachen, und Nicky Hendersons Santini. Beides sind Pferde mit Luft nach oben. Hendersons Stall  ist  in Top-Form, die Tizzard-Form lässt hingegen noch Wünsche offen. Deshalb ist Santini erste Wahl, aber Lostintranslation kommt direkt dahinter.
Nicht zu vergessen natürlich King-George-Triumphator Clan Des Obeaux, der in Cheltenham aber nicht so stark erscheint. Sein Trainer ist hingegen fast schon mehr als optimistisch. „Ich kann es kaum erwarten, Clan Des Obeaux laufen zu sehen“, sagte Paul Nicholls – nach dem etwas überraschenden Erfolg von Politologue in der Champion Chase.  

Zugegeben: Das sind alles nicht gerade Außenseiter. Eher höhere Quoten gibt es für Ben Dundee und Mister Whitaker. Das sind meine Empfehlungen in der Brown Advisory Stable Plate (Gruppe 3) am Donnerstag um 17:10.   

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

In Swoop der Held des Tages im Derby

Das persönlich Wichtigste zu Beginn: Der Kolumnist hat den Sieger im Deutschen Galoppderby in Hamburg-Horn gewettet. In Swoop und Dicaprio waren meine Derbywetten, für letzteren war der Boden nicht weich genug. Doch Erstgenannter kam durch das Feld „geflogen“ und überrannte noch Torquato Tasso und Grocer Jack. Ein wenig habe ich beim Sieger auch an Trainer Jean-Pierre Carvalho gedacht: Denn der trainierte im letzten Jahr die Schlenderhaner Pferde und eben diesen In Swoop . Doch dann kam das Ende der Schlenderhaner Trainingsanlage in Bergheim, der spätere Derbysieger wechselte mit anderen Stallgefährten (unter anderem Alson ) nach Frankreich und jetzt betreut ihn Francis-Henri Graffard. Wäre alles beim Alten geblieben, hätte Carvalho einen Derbysieger trainiert. Dass In Swoop einiges kann, hatte der Hengst schon bei seinem dritten Platz im Prix Du Greffulhe (Gruppe 2) bewiesen. „Dort lief er wie ein Pferd, dem die längeren 2400 Meter in Hamburg liegen könnten. Kann mitmischen“,

Vieles passt für Dicaprio

Es gab Zeiten in diesem Rennjahr, da dachte ich, dieses Deutsche Derby 2020 wird eine ganz langweilige Angelegenheit. Weil Wonderful Moon seine Rennen so souverän gewann und er damit ganz klar in die Favoritenrolle am 12. Juli in Hamburg-Horn rückte. Doch das Union-Rennen hat manches ein wenig gerade gerückt. Auch sonst ist es ein Derby mit vielen Chancen in diesem Corona-Jahr, in dem so viel anders ist. Starter und Chancen im Derby 2020   Wonderful Moon (Stall Wasserfreunde/Trainer Henk Grewe/Jockey Andrasch Starke): Musste in der Union gegen den sich   tapfer wehrenden Grocer Jack im Kölner Regen richtig kämpfen, er gewann „nur“ mit einer drei-Viertel Länge. Vorher war er der eindeutige Primus des Jahrgangs, Natürlich bleibt der Sea The Moon-Sohn nach allen Vorformen Favorit, aber unbesiegbar scheint er nicht.   Formen auf weichem/schwerem Boden: weich (w)1, w2 Grocer Jack (Dr. Christoph Berglar/Trainer Waldemar Hickst/Jockey Marco Casamento): Kontinuierlich verbessert

Ein bislang sehr schwacher Jahrgang

Es ist schon eine kleine Tradition auf diesen Seiten: nurpferdeundfussball   blickt zurück auf die späteren Leistungen der Derbystarter.  Die Details über den Jahrgang 2016 in der Reihenfolge ihrer Platzierung. Laccario (Trainer Andreas Wöhler/Besitzer Gestüt Ittlingen, Derbysieger): Der überzeugende Derbysieger und alle dachten, jetzt kommt mal wieder ein Crack aus deutschen Landen. Zumal er davor auch die Union sehr souverän dominierte. Diesen hohen Erwartungen wurde der Ittlinger leider nicht gerecht: Rang 3, über 18 Längen hinter dem Sieger Ghaiyyath (der danach im Arc unterging) im Großen Preis von Baden, war ernüchternd. Ähnliches gilt für den zweiten Platz im Preis der Deutschen Einheit in Hoppegarten (Gruppe 3). Auch wenn die Niederlage hauchdünn, die 2000 Meter etwas zu kurz, der Boden zu weich waren und der Sieger Itobo ein bewundernswerter Haudegen ist, der sich durch die Handicaps nach oben gekämpft hat. Django Freeman (Trainer Henk Grewe/Besitzer Hedge/Baumgarten/Hols