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Balding, O‘Brien und „Deutsche" beim Guineas-Meeting

Auch in England laufen die Pferde wieder – natürlich ohne Zuschauer. Am Wochenende standen die beiden Guineas-Klassiker in Newmarket auf dem Programm, einen Monat später als sonst. Eine paar Eindrücke der drei Tage.


2000 Guineas

Diesmal gewann nicht Aidan O‘Brien und auch nicht der haushohe Favorit Pinatubo aus dem Godolphin-Imperium. Der Sieger in den englischen 2000 Guineas hieß Kameko, im Besitz von Qatar Racing, trainiert von Andrew Balding und geritten von Oisin Murphy. Und der Kolumnist hatte den 10:1-Schuss gewettet. Das machte den Erfolg noch schöner.

Es war kurz mal eine etwas haarige Angelegenheit. Denn da fand Oisin Murphy so eben noch die Lücke und dann zog der Kittens Joy-Sohn noch groß an und besiegte O’Briens Wichita und Charlie Applebys Pinatubo, den hohen Favoriten, der als Zweijähriger sechsmal siegte und das beste Pferd des Jahrgangs war.

Normalerweise falle ich mit meinen Wetten in den englischen Klassikern immer auf die Nase: Weil ich mich fast nie für ein Pferd von Aidan O’Brien entscheide und wenn ich eines wette, kommt ein anderes. Denn meistens gewinnen die Pferde des irischen Trainers, dieser FC Bayern München des Rennsports. Wobei ich den FC Bayern nicht mag, O’Brien allerdings sehr hoch schätze.     

1000 Guineas

Auf den ersten Blick hatten wir im Vorfeld schon interessantere 1000 Guineas. Viele Fragezeichen bei den Favoritinnen, so recht überzeugte mich keine Kandidatin. In der Realität war es wie so oft in den letzten Jahren. Ein Pferd von Aidan O’Brien triumphierte, vier von fünf 1000 Guineas holte sich der Ballydoyle-Master in den letzten fünf Jahren. 

Love gewann mit Ryan Moore überzeugend, natürlich war die Galileo-Tochter mitfavorisiert. Dahinter endeten meine beiden Tipps Cloak of Spirits und Quadraliteral. „Typisch Galileo“, meinte Racing TV-Experte Martin Dixon. Denn auch Love verbesserte sich wie so viele Nachkommen noch mal dreijährig. Nächstes Ziel, bestätigte der Trainer hinterher per Zoom, seien die Oaks, die Distanz sollte sie können.

Waldkonig

Er stand unter Pari am Wettmarkt (1,72:10), die Wetter vertrauten Waldkonig (der ja eigentlich Waldkönig heißt) grenzenlos in den Streak Newmarket Stakes C&G, einem Listenrennen über 2012 Meter. Wie so oft lag die Masse falsch: Denn der Kingman-Sohn im Besitz des Gestütes Ammerland und Newells Park Stud präsentierte sich noch reichlich grün im windigen Newmarket. Am Ende wurde es Platz 3 für den Schützling von John Gosden, er hatte keine Chance gegen Mishriff (ebenfalls Trainer Gosden) und Volkan Star. Man kann allerdings wetten, dass sich Waldkonig beim nächsten Start ganz anders präsentieren wird. Denn auch sein berühmter Halbbruder Waldgeist wurde erst mit zunehmendem Alter richtig gut.      

Ghaiyyath

Im September hatte Ghaiyyath für großes Staunen gesorgt. Mit 14 Längen deklassierte er die Gegner im Großen Preis von Baden, dem zweitwichtigsten Rennen im deutschen Rennkalender. Im Arc floppte das Godolphin-Pferd hingegen, bei den Scheich-Heimspielen in Meydan im Februar siegte er locker in einer überschaubaren Aufgabe. Am Freitag im Gruppe 1 Coronation Cup (der sonst in Epsom stattfindet) aber waren die Kontrahenten viel besser: Gruppe 1-Sieger Defoe, Steher-Ass Stradivarius auf ungewohnt kurzer Distanz und der letztjährige Epsom-Derby Sieger Anthony Van Dyck, der danach aber sieglos blieb. Dazu gab der ehemalige Deutsche Alounak sein Insel-Debüt. Aber gegen Ghaiyyath gab es keine Opposition: Start-Ziel dominierte dieser, auch der gute Schlussakkord von Anthony Van Dyck blieb erfolglos. Stradivarius lief als Dritter ein ordentliches Rennen, Alounak hatte keine Chance. Jetzt möchten Godolphin und Trainer Charlie Appleby die Revanche gegen Enable.

Run Wild

Es war eine Demonstration Start-Ziel. Run Wild gewann völlig überlegen die Pretty Polly Stakes und ließ den Gegnern keine Chance. Die Stute wird trainiert von John Gosden, im Sattel saß Oisin Murphy. Sie hat deutsche Wurzeln, wuchs im Gestüt Etzean auf und stammt von Amaron, unter anderem  Sieger in der Badener Meile und dem Großen Preis der Dortmunder Wirtschaft. Die Stute ist beste Werbung für den jetzigen Deckhengst im Gestüt Etzean.

Murphy war nach dem Rennen voll des Lobes über Run Wild. Jedoch sind 2000 Meter wohl die Grenze, die Strecke in den Oaks in Epsom sei zu weit, meinte der Jockey nach dem Rennen. .

Faylaq

Trainer William Haggas hatte den Nachkommen der unvergessenen Danedream schonend aufgebaut. Der erste Sieg erst beim vierten Versuch in einer harmlosen Aufgabe in Ripon, danach ging es durch die Handicaps bis zum Gruppe 3-Rennen im Oktober in Ascot. Vielleicht war da beim vierten Platz der Boden schon zu schwer. Jetzt folgte der Jahresauftakt in den Buckhound Stakes, gewettet wurden allerdings andere Pferde. Faylaq ging hoch auf 10:1, das Geld floss auf Communique, auch in Deutschland bestens bekannt.  

Die Skepsis der Wetter bewahrheitete sich: Jockey Jim Crowley hielt den Hengst von Besitzer Hamdan Al Maktoum im hinteren Drittel. Als es dann ernst wurde, hatte Faylaq ein paar gute Momente, aber der letzte Schwung fehlte. So wurde es Platz 6. Es gewann Dashing Willoughby aus dem Formstall von Andrew Balding vor dem Außenseiter Secret Advisor. Communique hingegen hatte mit der Entscheidung nichts zu tun.

 

 

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